ÖV Blog
News und Kommentare zum öffentlichen Verkehr
und zur Verkehrspolitik.
05.01.2025
Vierschanzentournee: Welcher Austragungsort wird ÖV-Sieger?
Die Vierschanzentournee ist das sportliche Großereignis in Bayern und Österreich rund um den Jahreswechsel. Die sportlichen Sieger werden auf den Sprungschanzen ermittelt.
Aus ÖV-Sicht stellt sich die Frage: Welcher Austragungsort fährt den Sieg nach Hause hinsichtlich der An- und Abreisemöglichkeiten der Fans mit dem ÖV?
Schauen wir zunächst auf die offizielle Website der Vierschanzentournee. Dort finden wir bemerkenswerte Highlights ganz unterschiedlicher Art zur An- und Abreise. Hier nur zwei davon: In Innsbruck ist die Eintrittskarte eine Kombikarte und gilt als Fahrkarte im Verkehrsverbund Tirol (VVT). Sehr erfreulich. Nach Garmisch-Partenkirchen bietet die „Deutsche Bundesbahn“ (sic!) Sonderzüge ab München an. Kurios, zumindest in der Wortwahl.
Schauen wir uns im zweiten Schritt die Situation zur An- und Abreise mit dem ÖV systematisch an. Wir haben dazu die Informationen zu Verkehrsverbünden, Kombitickets, Zusatzzügen und Verstärkerzügen für alle Austragungsorte zusammengeführt (siehe Tabelle).
02.12.2024
MVV stellt »MVVswipe« für den Regelbetrieb vor
Heute stellt der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) die Einführung des Check-In-Check-Out-Systems »MVVswipe« im Regelbetrieb vor (BR24 Bayern berichtete um 11:00). Dem BR zufolge möchte der MVV damit »das Reisen gerade für diejenigen, die nur gelegentlich mit Bahn oder Bus unterwegs sind, deutlich komfortabler machen. Und die Gefahr, dass sie den Tarifdschungel nicht durchblicken und versehentlich ein falsches Ticket lösen, soll damit auch gebannt sein«. Hmmmm. Da gibt’s doch schon was, das den Tarifdschungel ebenfalls obsolet macht und sich meistens auch schon für Gelegenheitsfahrer rechnet: Das Deutschlandticket!
Hier mal mit den MVV Tarifen 2025 und dem Deutschlandticket zu 58 EUR durchgerechnet:
6x Tageskarte für die Zone M (Münchner Innenraum) | 58,20 EUR | -> D-Ticket günstiger | |
4x Einzelfahrt für die Zonen M-7 (z.B. München - Rosenheim) | 72,00 EUR | -> D-Ticket günstiger |
18.11.2024
Mehr Effektivität durch mehr Effizienz?
Vor rund zwei Monaten hat Bahnchef Dr. Richard Lutz dem Aufsichtsrat der DB ein Sanierungskonzept vorgestellt. Demnach sollen die Wendezeiten der ICE an den Endbahnhöfen gekürzt werden, um in der Folge insgesamt weniger ICE-Züge zu benötigen.
Schauen wir uns diesen Vorschlag unter Effizenz- und Effektivitätsgesichtspunkten einmal an:
Effizienz in dieser Angelegenheit bedeutet, die Kosten für die Durchführung des ICE-Verkehrs so niedrig wie möglich zu gestalten. Eine Stellschraube ist die Anzahl an ICE-Zügen, die dafür benötigt wird. Durch Verkürzung der Wendezeiten lassen sich trotz gleicher Fahrtmenge ICE-Züge einsparen - nämlich dann, wenn künftig ein Zug zwei aufeinanderfolgende Leistungen fahren kann, bei denen nach heutigen Regeln noch eine überschlagene Wende oder ein Tausch (ankommender Zug geht in die Abstellung, abfahrende Folgeleistung kommt aus der Abstellung) erforderlich ist.
Effektivität in dieser Angelegenheit bedeutet, den ICE-Verkehr wie geplant durchzuführen (= Zielerreichung). Essenzieller Bestandteil ist die pünktliche Durchführung der Fahrten. Dafür sind Puffer an den Endbahnhöfen zwischen dem Ende einer Fahrt und dem Beginn der Folgefahrt hilfreich, um Ankunftsverspätungen nicht auf die nächste Fahrt zu übertragen.
Effizienz und Effektivität stehen in einem komplizierten Verhältnis zueinander: Beide können solange unabhängig voneinander gestaltet werden, wie wir uns in einer ineffizienten UND ZUGLEICH ineffektiven Ausgangslage befinden (Ausgangspunkt 1 im Diagramm). Sobald aber die Gleichgewichtslinie erreicht ist, sind Effizienz und Effektivität nicht mehr unabhängig voneinander. Ab diesem Punkt lässt sich mehr Effizienz nur noch auf Kosten der Effektivität erzielen; und umgekehrt mehr Effektivität nur noch auf Kosten der Effizienz (Ausgangspunkt 2 im Diagramm).
Im Beispiel bedeutet das: Solange die Pünktlichkeit unter 100 % ist UND die Puffer zwischen den Fahrten länger als für den Verspätungsabbau erforderlich sind, lassen sich beide Stellschrauben einzeln bewegen (»weniger Puffer bei gleicher Pünktlichkeit«, »mehr Pünktlichkeit bei gleichen Puffern«). Auch eine Mischstrategie innerhalb dieser Grenzen ist möglich (»etwas weniger Puffer und etwas mehr Pünktlichkeit«). Sobald der Puffer auf eine für den Verspätungsabbau relevante Mindestzeit geschrumpft ist, geht eine weitere Schrumpfung (=Effizienzsteigerung) nur noch auf Kosten der Pünktlichkeit (=Effektivitätssenkung).
Wir sehen: Das Verhältnis von Effizienz und Effektivität ist kompliziert. Beide Größen sind unter gewissen Ausgangssituationen voneinander abhängig, unter anderen nicht.
Was bedeutet das nun für den Vorschlag von Dr. Richard Lutz? Die Strategie kann aufgehen, wenn es tatsächlich noch Effizienzpotenziale zu heben gibt. Die Strategie könnte jedoch auch schädlich wirken, wenn die Effizienz nur auf Kosten der Effektivität gesteigert würde.