Struktur des SPNV

Wie sieht die Struktur des Schienenpersonennahverkehrs in Deutschland aus? Welche Institutionen sind zuständig?
Diese Seite gibt einen Überblick über Aufgaben, Zuständigkeiten und Strukturen.

Die 28 Aufgabenträger des SPNV


Im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) reisen täglich etwa 20 Mio. Menschen in Deutschland.¹ Dennoch lässt sich SPNV überwiegend nicht wirtschaftlich selbsttragend betreiben. Die Einnahmen aus den Fahrkartenverkäufen decken die Betriebskosten im Schnitt nur zu weniger als 50 %.² 


Um trotzdem SPNV bereitstellen zu können, wird die öffentliche Hand aktiv: Sie »bestellt« die Betriebsleistungen (= das Verkehren von Zügen) bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und schließt die Lücke zwischen Fahrgeldeinnahmen und Betriebskosten mit Steuergeld.


Das bedeutet: Die EVU sind Auftragnehmer, die öffentliche Hand ist Auftraggeber. Die öffentliche Hand hat deshalb weitreichenden Gestaltungsspielraum: Sie bestimmt das Leistungsangebot im SPNV. Dazu gehört mindestens der Umfang an Zugkilometern und die bereitzustellenden Platzkapazitäten der Fahrzeuge. Zum Teil werden auch der exakte Fahrplan, die konkreten Fahrzeuge, die Bezahlung des Personals und der für den Fahrgast gültige Tarif vorgegeben.


Um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, hat die öffentliche Hand die sogenannten Aufgabenträger (AT) des SPNV gegründet. Es gibt 28 große AT-Organisationen in Deutschland. Sie sind - abgesehen von einzelnen weiteren »Mikro-AT« - für den gesamten SPNV in ihrem jeweiligen Gebiet zuständig. Ein AT-Gebiet kann bis zu einem gesamten Bundesland umfassen. Teils sind die AT-Gebiete aber auch kleinräumiger. 


Die Karte unten zeigt die 28 großen AT, ihre üblichen Namen und ihren räumlichen Zuschnitt.

Kennen Sie Ihren Aufgabenträger?


Kennen Sie den AT in Ihrem Gebiet? Das ist nicht überall selbstverständlich. Denn manche AT agieren zugleich als Verkehrsverbund. Sie sind dann für den Fahrgast gut wahrnehmbar. Andere AT hingegen fungieren als reine Hintergrundorganisationen ohne Verbundaufgaben. Sie sind für den Fahrgast entsprechend schlechter erkennbar und ansprechbar.


Die nachfolgende Karte zeigt das Verhältnis von Verkehrsverbünden und AT des SPNV.

Die Transferplattform SPNV-Monitor möchte die Bekanntheit der AT bei den Fahrgästen steigern. Denn die Fahrgäste sind es, für die die AT letztlich handeln (sollen). Sie verwalten im Namen der Allgemeinheit und der Fahrgäste das Steuergeld, das zur Bestellung von Betriebsleistungen im SPNV eingesetzt wird.


Entsprechend hoch sind die Anforderungen an ihr Verhalten: Als Teil der öffentlichen Verwaltung sind die AT dazu angehalten, transparent Rechenschaft über ihr Handeln abzulegen und demokratische Kontrolle zu ermöglichen. Es lohnt sich daher nicht nur ein genauer Blick auf die Transparenz der einzelnen AT und deren Leistungsoutput, sondern auch auf deren Arbeitsweisen und Strukturen.


Denn nur so kann die Allgemeinheit die Leistungen der AT beurteilen und im Falle von Unzufriedenheit ihre Verbesserungsvorschläge in den demokratischen Prozess einbringen.

  1. Bezugspunkt: Fahrgäste an Stationen des DB-Konzerns. Überschätzung durch SPFV-Fahrgäste, Unterschätzung durch nicht enthaltene Stationen außerhalb des DB-Konzernz. Vgl. Bundesverband Schienennahverkehr: https://www.schienennahverkehr.de/themen-positionen/netz-stationen/ (28.04.2024).
  2. Daten von 2018. Vgl. 8. Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Kostendeckung im öffentlichen Personennahverkehr; S. 9: BT-Drs. 19/32131.